Always On: Ständige Erreichbarkeit

Wann bist du erreichbar? Wann bist du es nicht?

E-Mails außerhalb der Arbeitszeit beantworten? Immer sofort ans Telefon gehen, wenn es klingelt? Für die meisten ist das heute Normalität. Ständig online und erreichbar. Das bringt Vorteile, aber auch Belastungen für die Gesundheit: Arbeitnehmer*innen, die die Flexibilität der digitalen Arbeitswelt nutzen, sind häufiger längeren Arbeitszeiten und einem erhöhten arbeitsbedingten Stress ausgesetzt.

Wann bist du das letzte Mal ohne dein Smartphone aus dem Haus gegangen? Und damit ist nicht gemeint, dass du es vergessen hast, sondern dass du es aus einer bewussten Entscheidung heraus zu Hause gelassen hast. Wir sind so daran gewöhnt, immer erreichbar zu sein, dass es sich komisch anfühlt, wenn wir es nicht sind. Aber ein Smartphone ist ein technisches Gerät außerhalb unseres Körpers. Wir sind nicht damit verbunden und daran sollten wir uns regelmäßig erinnern.

Ständige Erreichbarkeit in Zeiten von New Work

Durch die Digitalisierung verschwimmen die Grenzen zwischen Beruflichem und Privatem immer mehr. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov geben 66 Prozent der Beschäftigten in Deutschland an, nach Feierabend und am Wochenende dienstliche E-Mails und Anrufe zu beantworten. 

Das Europäische Parlament fordert ein Recht auf Nichterreichbarkeit, um Arbeitnehmer*innen davor zu schützen, außerhalb ihrer Arbeitszeit erreichbar sein zu müssen.

45 Prozent der Befragten gaben an, dass sich die Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeit negativ auf ihre Work-Life-Balance, ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden auswirkt.

Wo ist die Grenze?

Ständige Erreichbarkeit, die eigentlich arbeitsbezogene erweiterte Erreichbarkeit heißt, bedeutet nicht, dass ich immer und ständig erreichbar bin. Die Grenze ist nicht erst dann überschritten, wenn mein Handy rund um die Uhr klingelt. Sondern dann, wenn Beschäftigte ohne vereinbarte Regelungen außerhalb ihrer Arbeitszeit erreichbar sind. Und das sind auf den ersten Blick vielleicht nur fünf Minuten, in denen abends noch eine Mail beantwortet wird. 

Auf das Jahr hochgerechnet sind fünf Minuten E-Mails-Checken pro Abend knapp 4 Arbeitstage pro Jahr mehr!

Durch die Flexibilisierung der Arbeitszeit und asynchrone Arbeitsrhythmen nimmt die Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeit weiter zu.

Es fehlen klare Regeln

Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass erweiterte Erreichbarkeit möglichst vermieden oder zumindest so weit wie möglich reduziert werden sollte aber 60 Prozent der Unternehmen haben keine Regelungen. Es gibt keine klaren Vereinbarungen, wie die Zeit erfasst und ausgeglichen wird bzw. was der Ausgleich ist. Es gibt keine Regelungen, innerhalb welcher Zeit reagiert werden muss. Einige Arbeitgeber erwarten diese ständige Erreichbarkeit, vor allem in Berufen, in denen es auf schnelle Reaktionen ankommt, wie z.B. im Kundenservice oder in bestimmten Führungspositionen. Besonders betroffen sind neben Lehrkräften Beschäftigte in der IT-Branche, im Gesundheitswesen und in der Gastronomie (Pauls, Schlett, Pangert & Menz, 2018, S. 197-211)

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Gründe für ständige Erreichbarkeit

Die Hauptmotivationen für die Beantwortung von Nachrichten außerhalb der regulären Arbeitszeit umfassen das Gefühl der Verantwortung gegenüber eigenen Aufgaben, das Bedürfnis, informiert zu bleiben, sowie die Erwartungen des Arbeitgebers. Zusätzliche Arbeitsstunden werden häufig investiert, um unerledigte Aufgaben nachzuholen oder auf ausdrücklichen Wunsch von Vorgesetzten, jedoch nur selten mit dem Ziel finanzieller Entschädigung (Eurofound, 2023).

Die eigenen Erwartungen prüfen

Die eigenen Erwartungen spielen eine große Rolle, wenn es um ständige Erreichbarkeit im Arbeitskontext geht. Manche Menschen haben hohe Erwartungen an sich selbst und setzen sich selbst unter Druck, immer verfügbar zu sein, um ihre Arbeit zu erledigen oder die Erwartungen ihres Arbeitgebers zu erfüllen. Sie glauben möglicherweise, dass sie nur dann erfolgreich sein können, wenn sie rund um die Uhr erreichbar sind und sich keine Pausen gönnen.

Weitreichende Folgen auf die Gesundheit

Ständige Erreichbarkeit kann zu chronischem Stress führen, da man nie richtig entspannen und abschalten kann. Der Körper befindet sich in ständiger Alarmbereitschaft. Die Erholungszeit verkürzt sich und es fällt schwerer, gedanklich von der Arbeit abzuschalten. Außerdem kann es zu Schlafproblemen kommen, da das Gehirn auch dann noch aktiv ist und auf eingehende Nachrichten oder Anrufe wartet, wenn man eigentlich schlafen sollte. Paradoxerweise kann ständige Erreichbarkeit zu sozialer Isolation führen, da man weniger Zeit für persönliche Interaktionen und Beziehungen hat. Die ständige Fixierung auf das Telefon oder andere Geräte kann die zwischenmenschliche Kommunikation beeinträchtigen und zu Gefühlen der Einsamkeit führen.

Du hast es in der Hand

Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass es okay ist, auch mal nicht erreichbar zu sein und sich Pausen zu gönnen. Die eigenen Erwartungen zu reflektieren und realistische Grenzen zu setzen, kann helfen, eine gesunde Balance zwischen Arbeit und persönlicher Zeit zu finden.

Ein bewusstes Feierabendritual hilft, den Arbeitstag zu beenden und auch wirklich abschalten zu können.

Und: Geh doch mal wieder ohne dein Smartphone aus dem Haus.

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