In einer Welt, in der nahezu alles möglich scheint, stehen wir oft vor der paradoxen Herausforderung: Zu viele Optionen führen nicht zu mehr Freiheit, sondern zu mehr Stress. Dieses Phänomen, wird in der Literatur auch als „Overchoice“ oder das Auswahlparadox, beschrieben und meint die Überforderung, die entsteht, wenn wir aus einer Vielzahl gleichwertiger Alternativen wählen müssen.
Das Dilemma der Wahl
Ob beim Online-Shopping, der Wahl des nächsten Urlaubsziels oder der Nutzung von KI-Tools – die schiere Menge an Möglichkeiten kann lähmend wirken. Studien zeigen, dass eine übermäßige Auswahl nicht nur die Entscheidungsfindung erschwert, sondern auch zu Unzufriedenheit mit der getroffenen Wahl führt.
KI: Freund oder Feind der Entscheidungsfindung?
Künstliche Intelligenz verspricht, unser Leben zu vereinfachen, indem sie uns bei Entscheidungen unterstützt. Doch paradoxerweise kann sie auch zur Überforderung beitragen. Die Vielzahl an KI-gestützten Empfehlungen, sei es bei Streaming-Diensten, Konzeptvorschlägen im Arbeitsalltag oder sogar auf Dating-Plattformen, kann dazu führen, dass wir uns in endlosen Auswahlprozessen verlieren. Zudem berichten viele Nutzer*innen von einem erhöhten Stresslevel durch die ständige Präsenz und die Erwartungen, die mit KI-Anwendungen einhergehen.
Strategien gegen die Entscheidungsüberforderung
Die Präferenz ist entscheidend!
Mit am wirkungsvollsten soll laut Entscheidungsforscher*innen die eigene Präferenz beim Entscheiden sein. Weiß eine Person genau, was ihr wichtig ist und welche Eigenschaften es dafür braucht, tritt das Auswahlparadox seltener auf.
Ein einfaches Beispiel dafür wäre:
Stell dir vor, du möchtest ein neues Paar Laufschuhe kaufen. Wenn du vorher für dich klar weißt: Ich laufe hauptsächlich im Wald, habe breite Füße und brauche viel Dämpfung, dann fallen beim Blick in den Onlineshop sofort viele Modelle raus. Die unüberschaubare Masse an Angeboten wird handhabbar – weil deine Präferenz ein klares Raster vorgibt. Ohne diese Kriterien würdest du dich dagegen leicht verlieren: in Tests, Farben, Preisen, Marken… und am Ende vielleicht gar keine Entscheidung treffen.
Oder auch beim Streaming zeigt sich das Prinzip: Wenn du weißt, dass du heute Lust auf eine leichte Serie mit kurzen Folgen hast, scrollst du nicht stundenlang durch Thriller, Dramen und Dokumentationen – du suchst gezielt. Die Entscheidung fällt schneller und fühlt sich besser an.
Strategien für bewusste KI-NUTZUNG
Um der Überforderung durch zu viele Optionen entgegenzuwirken, können folgende Ansätze hilfreich sein:
1. Drei Optionen wählen (nicht zehn!)
→ Begrenze bewusst – das schafft Übersicht
2. Stärken pro Option notieren
→ Warum ist das eine gute Wahl für mich?
3. Eine Option bewusst wählen – Rest parken
→ Entscheidung = Entlastung
Kombiniere Zeitblöcke mit gezieltem KI-Einsatz.
- z. B. „Ich nutze ChatGPT 15 Minuten für Input – danach treffe ich meine Wahl.“
- Oder: „30 Min für Literatursuche – dann schreibe ich eine Zusammenfassung.“
→ Vermeidet Endlosschleifen und hilft gegen Prokrastination.
KI nutzen, um Klarheit zu gewinnen, nicht um alles „machen zu lassen“.
Beispiel-Fragen an ChatGPT:
- „Welche Perspektiven fehlen mir zu diesem Thema?“
- „Wie könnte ich das einfacher erklären?“
→ So bleibt die eigene Kompetenz im Zentrum & schafft Selbstwirksamkeit statt Abhängigkeit
Kurze Fragen, um bewusst zu bleiben:
1. Wozu nutze ich das Tool gerade?
2. Was will ich danach selbst tun?
3. Wie fühle ich mich dabei? Entlastet oder getrieben?
→ fördert Achtsamkeit im Umgang mit KI & Tools
Die Vielzahl an Optionen, verstärkt durch den Einsatz von KI, kann unsere Entscheidungsfähigkeit beeinträchtigen und zu Stress führen. Indem wir uns dieser Herausforderung bewusst werden und Strategien zur Reduzierung der Überforderung anwenden, können wir zu einer selbstbestimmteren und stressfreieren Entscheidungsfindung gelangen.