Die Kunst, eigene Bedürfnisse zu erkennen und zu erfüllen

Die Grundbedürfnisse aller Menschen sind gleich. Wir brauchen Luft zum Atmen, Schlaf, Essen und Trinken. Darüber hinaus haben wir Menschen individuelle Bedürfnisse, die je nach Person unterschiedlich stark ausgeprägt sind.

Was genau sind eigentlich Bedürfnisse?

Nach Ansicht vieler psychologischer Wissenschaftler*innen sind es die Grundbedürfnisse, die Menschen antreiben und die für menschliche Gefühle und Verhaltensweisen verantwortlich sind. Ganz allgemein streben wir danach Freude zu erhöhen, Leid zu vermindern, Ressourcen zu schonen, Belohnung nicht zu lange aufzuschieben und unseren Selbstwert zu stabilisieren.

Physische und psychische Grundbedürfnisse

Zu den physischen, also körperlichen, Bedürfnissen zählen Hunger, Durst oder Schlaf. Die Erfüllung der physischen Bedürfnisse ist für uns überlebensnotwendig. Wenn wir diese Bedürfnisse nicht erfüllen, erinnert uns unser Körper sehr schnell daran: Magenknurren und Müdigkeit machen uns auf sie aufmerksam und veranlassen uns, ihnen nachzukommen.

Bei den psychischen Bedürfnissen ist das anders. Ihre Nichterfüllung ist nicht immer direkt spürbar. Die Frustration psychischer Grundbedürfnisse in der Kindheit oder Jugend, kann zum Beispiel erst im Erwachsenenalter sichtbar werden.

Meistens fällt uns der Umgang mit den psychischen Bedürfnissen schwerer. Sie sind komplex und ihr Wahrnehmen muss geübt werden. Die Erfüllung der psychischen Grundbedürfnisse ist von großer Bedeutung für unser mentales Wohlergehen.

Die vier psychologischen Grundbedürfnisse

In der Psychologie gibt es zur Anzahl und zur Art der psychischen Grundbedürfnisse verschiedene Theorien. Besonders anerkannt und empirisch gut belegt ist der Ansatz des Psychologen Klaus Grawe, der in seiner Konsistenztheorie folgende vier Grundbedürfnisse benennt:

Die Psychologin Stefanie Stahl stellt in ihren Büchern als Grundbedürfnisse des Menschen Bindung, Autonomie, Sicherheit, Lustgewinn sowie Selbstwerterhöhung und Anerkennung heraus. Besonders wichtig ist die Balance zwischen dem Bedürfnis nach Autonomie (Unabhängigkeit, Freiheit, Selbstverwirklichung) und Bindung (Nähe, Vertrauen, Liebe). Doch diese Balance zu wahren, ist gar nicht so leicht.

Was hat die Smartphone-Nutzung mit unseren Bedürfnisse zu tun?

Ob an der roten Ampel, in der Supermarktschlange oder im langweiligen Online-Meeting, alles potentielle Situationen, um das Handy unbewusst rauszuholen und sich zu beschäftigen. Bloß keinen Moment nichts tun.

Durch digitale Medien sind wir  Meister*innen darin geworden, jede kleine Pause füllen zu müssen. Doch gerade diese kleinen Momente des Nichtsmachens sind wichtig, um kurz mal durchzuatmen und die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen. Aber es ist viel leichter und unkomplizierter sich ablenken zu lassen, als sich mit sich selbst zu beschäftigen.

Kurzzeitig bringt die Ablenkung Freude und Erregung (dank des Dopamin-Kicks), aber auf lange Sicht gefährdet sie unsere Gesundheit.

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Unerfüllte Bedürfnisse führen zu psychischen Krankheiten

Wenn ein Bedürfnis nicht oder nicht ausreichend erfüllt ist, entsteht ein Mangelgefühl. Halten Mangelgefühle zu lange an, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für eine psychische Störung.

Nicht immer lassen sich alle Bedürfnisse gleichzeitig erfüllen. Sogenannte dichotome Bedürfnispole sind Bedürfnisse, die sich gegenüberstehen. Dazu gehört zum Beispiel der Wunsch nach Sicherheit auf der einen und die Sehnsucht nach Abwechslung und Überraschung auf der anderen Seite. Hier ist es besonders wichtig genau in sich hinein zu hören und wahrzunehmen, welcher der beiden Pole gerade besonders benötigt wird.

Bedürfnisse wahrnehmen

Um herauszufinden, was unser momentanes Bedürfnis ist, müssen wir aktiv in uns hineinhören. Klingt eigentlich ganz simpel, doch für manche Menschen ist das gar nicht so leicht. Besonders empathische und sensible Personen spüren häufig die Bedürfnisse anderer Menschen sehr viel intensiver als die eigenen.

Außerdem kann der Zugang zu den individuellen Bedürfnissen verschüttet sein. Sei es, weil es von Klein auf gelernt wurde die Bedürfnisse zu unterdrücken, auch weil unsere Eltern es ebenso von ihren Eltern gelernt haben. Oder weil die Hektik des Alltags gar keinen Raum dafür lässt.

Um die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen, braucht es also erst einmal eine bewusste Aufmerksamkeit und Zuwendung: Statt Autopilot und Funktionsmodus einen Moment der Ruhe. Die Fokussierung auf den eigenen Atem hilft im Moment anzukommen und die Aufmerksamkeit ganz auf den eigenen Körper und die eigene Wahrnehmen zu lenken. Eine Übersicht der verschiedenen Bedürfnisse kann da helfen, die eigenen Empfindungen in Worte zu fassen

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