Multitasking wirkt nach außen produktiv: Wir sind gleichzeitig in mehreren Kanälen unterwegs, jonglieren Arbeit, Chatnachrichten, Social Media-Updates, E-Mails und Meetings.
In der Wissenschaft wird Multitasking jedoch schon seit vielen Jahren untersucht und das Ergebnis ist eindeutig: Neurobiologisch ist es nicht möglich zwei oder mehrere Dinge, auf die wir uns konzentrieren müssen, gleichzeitig zu machen.
Das Gehirn wechselt ständig hin und her
Unterbrechen wir eine Aufgabe und widmen uns parallel einer zweiten, werden die Inhalte der ersten in einem der Frontallappen zwischengespeichert und der andere Frontallappen beginnt, die neue Aufgabe zu bearbeiten. Unser Gehirn schaltet dann über den präfrontalen Kortex zwischen den Aufgaben hin und her. Kommt jetzt noch eine weitere Aufgabe dazu überfordern wir unseren Arbeitsspeicher. Dieses Wechselspiel kostet uns laut Universität Michigan ein Viertel der Zeit, die wir bräuchten, um beide Aufgaben fertigzustellen – das heißt, bei dieser Arbeitsweise verlieren wir ungefähr zwei Stunden Arbeitszeit pro Tag. Gleichzeitig verbraucht das Gehirn enorm viel Energie. Für jede neue Aufgabe muss es viele Informationen aus unserem Gedächtnis hochladen. Durch die verschiedenen Prozesse holt es immer wieder neue Informationen hoch und speichert die alten schlecht ab.
Clifford Nass von der Stanford University konnte nachweisen, dass durch diese Form des Arbeitens – also dem Hin- und Herwechseln zwischen den Aufgaben – unsere Produktivität deutlich schlechter wird, die Aufmerksamkeit leidet und unsere Fehlerquote sich erhöht. Eine Studie der Michigan State University fand dabei heraus, dass schon eine Unterbrechung von drei Sekunden ausreicht, um die eigene Fehlerquote zu verdoppeln.
Digitale Medien als Motor für Multitasking-Dynamiken
Die Möglichkeit, durch die digitalen Medien, permanent erreichbar und vernetzt zu sein, führt dazu, dass wir in unserer Arbeit immer häufiger unterbrochen werden, laut einer Studie von Next Work Innovation Think Tank im Schnitt sogar alle 4 Minuten. Benachrichtigungen über eine eingetroffene E-Mail oder eine neue Message auf dem Smartphone ergreifen sofort unsere Aufmerksamkeit. Aber schon die bloße Präsenz des Smartphones – etwa neben dem Rechner auf dem Schreibtisch – kann die Aufmerksamkeit mindern. Forscher*innen der University of Chicago, fanden heraus, dass Teilnehmer*innen schlechtere Konzentration zeigten, wenn ihr Smartphone sichtbar war.
Der kürzeste Weg, um viel zu erledigen, ist immer nur eine Sache zu machen. ~Samuel Smiles~
Monotasking als Kernkompetenz im Zeitalter von Informations-Overflow
Wenn Multitasking uns so viel kostet, liegt die Schlussfolgerung nahe, das komplette Gegenteil zu versuchen: Monotasking – also das fokussierte Bearbeiten einer Aufgabe ohne Unterbrechung.
Laut Studien führt Monotasking zu:
- Weniger Wechsel = weniger kognitive Kosten: Wer länger bei einer Aufgabe bleibt, spart mentale Energie.
- Höhere Qualität: Das Arbeitsgedächtnis wird weniger belastet, und wir machen weniger Fehler.
- Bessere Erholung: Ständige Unterbrechungen erzeugen Stress.
- Nachhaltige Leistung: Wer häufiger in ruhige Aufmerksamkeit findet, kann tiefere Arbeit leisten – das zeigt etwa die Forschung zur Aufmerksamkeitsspanne.
Wenn wir also bewusster arbeiten, öffnen wir die Chance auf mehr Klarheit, bessere Ergebnisse und weniger Erschöpfung.
Drei Tipps, wie du Monotasking fördern kannst
1. Schritt
Smartphone-Modus wählen
- Stelle dein Smartphone während fokussierter Arbeit auf „Nicht stören“ oder lege es außer Sichtweite.
- Versuche, Benachrichtigungen für bestimmte Zeitfenster zu deaktivieren. So vermeidest du den ständigen Blick aufs Gerät und die damit verbundenen Unterbrechungen.
→ Hierdurch reduzierst du die Wahrscheinlichkeit eines „kleinen Blicks“, der schnell zur langen Ablenkung wird.
2. Schritt
2. Zeitblöcke reservieren
Plane z. B. 25–50 Minuten Zeiträume ausschließlich für eine Aufgabe. Danach gib dir eine kurze Pause.
Notiere dir kurz vorher, was dein Ziel ist (z. B. „Ich schreibe bis Abschnitt X“) und was der nächste Schritt ist. → Wenn eine Unterbrechung kommt, hast du eine „Landmarke“, um leichter wieder einzusteigen.
Studien zeigen: Du benötigst zwischen 8–25 Minuten, um nach einer Unterbrechung wieder im Fokus zu sein.
3. Schritt
Reflektiere dein Fokus-Verhalten
- Am Ende des Arbeitstags: Notiere kurz, wie oft du unterbrochen wurdest oder das Smartphone gecheckt hast.
- Frage dich: „Wann war ich wirklich im Flow?“ und „Was hat geholfen, wieder hineinzukommen?“
- Mit dieser Reflexion kannst du Muster erkennen – z. B., dass du nach dem Mittagessen schneller abgelenkt bist oder bestimmte Apps immer wieder stören. Diese Erkenntnis hilft dir, gezielt Gegenmaßnahmen zu setzen.
Weniger gleichzeitig – mehr bei sich
Multitasking wirkt oft, als würde man besonders viel schaffen – tatsächlich kostet es uns Fokus, Energie und Zeit. Unser Gehirn kann einfach nicht dauerhaft zwischen Aufgaben hin- und herspringen, ohne dass dabei etwas auf der Strecke bleibt.
Monotasking ist kein Rückschritt, sondern eine kleine Rückbesinnung auf das, was uns wirklich hilft: bei einer Sache bleiben, sie bewusst tun und zwischendurch auch mal abschalten. Wer das übt, merkt schnell, dass Arbeit klarer wird, Pausen erholsamer sind und sich der Tag insgesamt runder anfühlt.
Am Ende geht es nicht um Perfektion, sondern um kleine Schritte zu mehr Aufmerksamkeit – für das, was gerade dran ist.


