Dopamin im digitalen Alltag

Du glaubst zu wissen, was dich wirklich antreibt und glücklich macht? Das ist gut! Aber weißt du auch, was dabei in deinem Körper passiert? Der Neurotransmitter Dopamin spielt dabei eine entscheidende Rolle. Er beeinflusst viele Aspekte unseres Lebens, besonders im digitalen Zeitalter.

Dopamin hat vielseitige Funktionen

Dopamin ist ein Nervenbotenstoff (Neurotransmitter), der aus Phenylalanin oder Tyrosin synthetisiert wird und natürlicherweise im Körper vorkommt.

Dopamin beeinflusst unsere Emotionen und kann positive oder negative Gefühle verstärken. Ein angemessener Dopaminspiegel ist wichtig für ein ausgeglichenes emotionales Wohlbefinden. Dopamin spielt auch eine Rolle bei der Steuerung von Bewegungen und der Koordination von Muskelaktivitäten. Dopamin ist wichtig für das Lernen und die Gedächtnisbildung, denn es hilft uns, uns an lohnende oder wichtige Erfahrungen zu erinnern und daraus zu lernen.

Das Glückshormon sorgt für gute Laune

Auf diese Weise beeinflusst es unsere Entscheidungen. Dopamin hat auch einen großen Einfluss auf die Stimmung, das Wohlbefinden und die Motivation des Menschen. Deshalb wird es auch Glückshormon genannt. Es wird ausgeschüttet, wenn wir etwas Angenehmes erleben, zum Beispiel ein leckeres Essen, ein Kompliment oder ein erreichtes Ziel. Aber auch soziale Interaktionen führen zur Ausschüttung. Eine Umarmung, Lachen oder ein Gespräch mit Freunden setzen Dopamin frei.

Dopamin und digitale Medien

Auch bei der Nutzung digitaler Medien wird Dopamin ausgeschüttet. Plattformen wie Facebook, Instagram und Twitter setzen gezielt Belohnungssysteme ein, um die Nutzung zu steigern. Likes, Kommentare und Freundschaftsanfragen lösen eine Dopaminausschüttung aus und verstärken den Wunsch nach weiteren Interaktionen. So können Menschen in einen Kreislauf der Dauernutzung geraten, um weitere Belohnungen zu erhalten.

Vor allem auf Kinder wirken die Anwendungen wie Drogen. Problematisch ist vor allem die Langzeitwirkung, die zur so genannten Anhedonie führt, der Unfähigkeit, Freude und Lust zu empfinden. Der Körper ist so sehr an die hohen Dopaminmengen gewöhnt, dass alle anderen Aktivitäten als langweilig oder sinnlos empfunden werden.

Besonders Jugendliche sind gefährdet

Wie weitreichend die Folgen sind, zeigt das Ermittlungsverfahren, das die EU im Februar 2024 gegen die Plattform TikTok einleitete. Der Verdacht: Der Algorithmus von TikTok führe insbesondere bei jugendlichen Nutzern zu Abhängigkeit und Radikalisierung. Im vergangenen Jahr hatten bereits 33 US-Bundesstaaten eine ähnliche Klage gegen das Unternehmen Meta eingereicht, zu dem unter anderem Facebook und Instagram gehören.

Der Nachweis eines direkten Zusammenhangs zwischen der Gestaltung der Plattformen und den psychischen Folgen ist bislang sehr schwierig. Neben der wissenschaftlichen Evidenz fehlt auch die gesellschaftliche und vor allem politische Wahrnehmung des Suchtpotenzials von Social Media. Die Auswirkungen gehen weit über das weit verbreitete „Die hängen einfach zu viel am Bildschirm“ hinaus. Denn es ist nicht nur problematisch, was vor allem junge Menschen in dieser Zeit NICHT tun (sich bewegen, kreativ sein, erholen, sich spüren, sich engagieren), sondern vor allem die neurobiologischen Prägungen im Gehirn und die damit einhergehende Abhängigkeit sind besorgniserregend.

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Macht Social Media süchtig?

Bisher gibt es noch keine einheitliche Kategorisierung von Social-Media-Sucht in der Klassifikation psychiatrischer Erkrankungen. Dies ist jedoch ein wichtiger Schritt, um das Ausmaß des Problems sichtbar zu machen und therapeutische Angebote zu gestalten. Sucht ist nicht einfach das Ergebnis mangelnder Disziplin oder Selbstkontrolle, sondern eine chronische Störung des Gehirns, bei der Dopamin eine Schlüsselrolle spielt.

Bewusste Beeinflussung der Entwickler*innen

Eines ist sicher: Die Entwicklerinnen der Apps setzen gezielt Mechanismen ein, um unsere Aufmerksamkeit zu gewinnen. Dass vor allem zufällige Belohnungen zu einer Verhaltensverstärkung führen, nennt man in der Psychologie „intermittierende Verstärkung“. Lernen funktioniert am besten, wenn wir eine gute Mischung aus Erfolgserlebnissen und Pausen haben. Genau so ist der Algorithmus programmiert. Wir wissen nie, was passiert, das hält die Spannung hoch und wenn zwischendurch weniger spannende Beiträge in den Feed gespült werden, ist die Dopaminausschüttung beim nächsten passenden Beitrag umso höher. Ein Teufelskreis.

Was tun?

Das Wissen um die Mechanismen digitaler Medien ist ein wichtiger Schritt für einen gesunden und selbstbestimmten Umgang. Viele Nutzer*innen sind mit ihrer Nutzung unzufrieden, schaffen es aber selbst nicht, den Konsum zu reduzieren. Das liegt nicht an mangelnder Selbstkontrolle. Die Entwickler*innen verdienen ihr Geld mit unserer Zeit. Frag dich, ob du willst, dass andere mit deiner Zeit Geld verdienen. Die Reflexion des eigenen Konsums ist ein weiterer wichtiger Schritt. Hier findest du Tipps für eine selbstbestimmte Mediennutzung.

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