Es gibt Momente, da schießen uns die Erinnerungen in den Kopf und wir sehen vergangene Situationen vor unserem inneren Auge: Der Geschmack von einem Essen, das Hören eines Songs, der Geruch von einer anderen Person.
Unsere wertvollsten Begleiter
Die Sinne sind die Kanäle, über die wir uns selbst und die Welt um uns herum erfahren. Über unsere Sinneswahrnehmung und unsere Gefühle verbinden wir Innen und Außen. Unsere Sinne lassen sich schärfen und verändern. Wir sind ihnen nicht ausgeliefert, sondern, durch sie lassen sich das Erleben und die Gefühle beeinflussen. „Die Sinne sind der direkteste Zugang, um unser Psyche und Intuition zu stärken.“ schreibt Rüdiger Braun in seinem Buch „Unsere 7 Sinne – die Schlüssel zur Psyche“.
Moment 7 Sinne? Darüber wie viele Sinne wir haben, sind sich Biolog*innen nicht ganz einig. Unumstritten ist, dass wir mindestens fünf Sinne haben: Sehen, Riechen, Schmecken, Hören und Tasten. Hinzu kommen nach Rüdiger Braun noch das Fühlen und der Gleichgewichtssinn. Die moderne Forschung fügt je nach Ansicht noch Temperaturempfinden (Thermorezeption), Selbstwahrnehmung (Propriozeption) und Schmerzempfinden (Nozizeption) hinzu.
Die Sinne als Tor zur Realität: Ihre erstaunlichen Fähigkeiten
Mit dem Verstand können wir Emotionen nur schwer kontrollieren oder verändern. Wesentlich leichter geht das über körperliche Erfahrungen, denn über den Körper und die Sinne sind die Gefühle leichter anzusprechen als über Worte.
Die Sinne sind mächtige Werkzeuge, um Entspannung zu fördern. Sie haben direkten Einfluss auf unser Nervensystem und können dazu beitragen, den Herzschlag zu verlangsamen, die Muskelspannung zu reduzieren und den Geist zu beruhigen.
Kinder erkunden und nutzen die Sinne von ganz allein. Da die Sinne die Grundlage allen Lernens sind, ist es wichtig hier ausreichend Möglichkeiten zur Erkundung zu bieten.
Wir können die Sinne dazu einsetzen, unsere Umwelt bewusster und langsamer wahrzunehmen. Sinne holen uns ins hier und jetzt. Es ist eine Form der Achtsamkeit, bewusst wahrzunehmen, welche Sinnesempfindungen in genau diesem Augenblick vorhanden sind.
Mit den Sinnen ins Hier und Jetzt
Die Konzentration auf die Sinne kann kreisende oder belastende Gedanken in den Hintergrund treten lassen. Die sogenannte 5-4-3-2-1-Methode ist eine Achtsamkeitsübung für den Alltag und wird sogar zur Überwindung von Panikattacken eingesetzt. Die Übung kann überall und jederzeit durchgeführt werden.
Benenne für dich:
5 Sachen, die du in diesem Moment sehen kannst
4 Sachen, die du spüren,
3 Sachen, die du hören,
2 Sachen, die die riechen und
1 Sache, die du schmecken kannst.
Ziemlich simpel, aber sehr effektiv. Die Übung bringt deine Gedanken zur Ruhe und schenkt dir einen Moment Pause.
Sinnessuche: Entdecke die verborgenen Schätze deiner Wahrnehmung
Es ist von Person zu Person sehr unterschiedlich, wie stark die Sinne ausgeprägt sind, mit welchem Sinn die meisten Emotionen verknüpft sind und mit welchem Sinn wir uns am besten entspannen können. Manchmal können wir von den Sinneseindrücken auch ganz schön überfordert und angestrengt sein. Gleichzeitig helfen uns die Sinne aber auch zur Ruhe zu kommen. Das gelingt zum Besipiel mit ruhiger Musik, einem warmen Bad oder dem Duft von ätherischen Ölen wie Lavendel oder Kamille.
Alle Sinne bewusst wahrnehmen
Mit dieser kleinen Übung kannst du herausfinden, mit welchem Sinn du besonders gut wahrnehmen und entspannen kannst. Du kannst die Übung ganz einfach bei einem nächsten Spaziergang durchführen – oder noch besser in der Natur (zur stressreduzierenden Wirkung von Natur kannst du hier lesen). Teile deinen Spaziergang in fünf Abschnitte und widme dich jeweils einem Sinn. Reflektiere nach jedem Abschnitt, wie es für dich war.
Nimm die Welt um dich herum mit den Augen wahr – was kannst du alles SEHEN?
Unsere Augen sind ein Fenster zur Welt, und was wir sehen, kann erheblichen Einfluss auf unser Gemüt haben. Lenke deinen Blick ganz bewusst um dich herum. Was kannst du bei dir in der Nähe, aber auch in der Ferne sehen? Welche Details kommen zum Vorschein? Wie verändern sich die Farben?
Spitze die Ohren – was kannst du alles HÖREN?
Unser Sehsinn dominiert die anderen Sinne. Daher kann es helfen, die Augen zu schließen, um die Aufmerksamkeit ganz aufs Hören zu lenken. Einfach mal lauschen. Welche Geräusche sind nah an dir dran, welche weiter entfernt? Welche Geräusche machst du selbst? Über die stressreduzierende Wirkung beim Hören von Musik kannst du hier nachlesen.
Finde Gerüche der Natur – was kannst du RIECHEN?
Frisch gemähtes Gras, Sommerregen auf dem Asphalt, duftende Blüten oder der erste Frost im Herbst. Je nach Jahreszeit variieren die Gerüche. Im ersten Moment scheint es gar nicht so viele verschiedene Gerüche zu geben. Doch erkunde deine Umgebung genau.
Von der Nase in den Mund – was kannst du SCHMECKEN?
Geruchs- und Geschmackssinn sind eng verknüpft. Das merken wir vor allem beim Essen. Mit einer verstopften Nase schmeckt alles nur halb so lecker. Kannst du deine Umgebung schmecken?
Das geht unter die Haut – was kannst du TASTEN?
Die Haut ist rein biologisch betrachtet das größte Sinnessorgan. Du kannst die Luft auf deiner Haut spüren, den Boden unter deinen Füßen, die Oberfläche von Natur und Gegenständen. Hier gibt es wohl die größte Auswahl. Jede Oberfläche unterscheidet sich in ihrer Struktur. Nimm dir ausreichend Zeit für das Erkunden.
Mit welchem Sinn konntest du am besten wahrnehmen und den Fokus finden?
Überlege dir, wie du diesen Sinn in deinen Alltag einbauen kannst. In der Hektik des Alltags sollten wir uns immer wieder die Zeit nehmen, unsere Sinne bewusst einzusetzen, um Ruhe und Entspannung zu finden.