Psychische Belastungen am Arbeitsplatz

Woran denkst du, wenn du den Begriff „psychische Belastung“ hörst? Sicherlich an etwas eher negatives wie Überlastung, Termindruck, Überforderung.

Eine psychische Belastung ist jedoch nicht automatisch schädlich und sie ist auch nicht gleichzusetzen mit einer psychischen Erkrankung. Im Sinne der Arbeitswissenschaften und der DIN EN ISO 10075 wurde der Ausdruck psychische Belastung neutral formuliert. Der Begriff beinhaltet alle Einflüsse, die von außen auf Menschen bei der Arbeit zukommen und psychisch auf sie einwirken. Das impliziert alle Faktoren, die das Denken, Fühlen und Verhalten bei der Arbeit beeinflussen. Diese können in ihrer Wirkung negativ, neutral oder positiv sein. Demnach unterscheidet sich die Definition von dem alltäglich verwendeten Begriff Belastung.

Immer mehr psychische Fehlbelastungen

Eine Belastung kann nach dieser Definition also sowohl anregend sein, uns herausfordern und uns zu Höchstleistungen motivieren. Aber sie kann sich auch negativ auswirken – immer abhängig von der jeweiligen Person und den Umständen.

Im besten Fall überwiegen natürlich die positiven Belastungen gegenüber Negativen. Wie auch beim Thema Stress, gilt es auf eine ausgewogene Balance zwischen Herausforderungen und Ressourcen zu achten. Doch leider gerät dieses Gleichgewicht immer mehr aus der Waage. Die Folge: Ein Anstieg von Fehlbelastungen. So werden nämlich die Folgen von negativen Belastungen genannt. Sämtliche Untersuchungen und Befragungen von Beschäftigten in den letzten Jahren haben ergeben, dass Fehlbelastungen kontinuierlich steigen.

Arbeit, die krank macht?

Warum treten immer mehr Fehlbelastungen auf? Die Suche nach Gründen ist komplex. Es gibt sogenannte arbeitsbedingte Risikofaktoren. Das sind alle Faktoren, die das Auftreten von Fehlbelastungen bedingen. Dazu gehören zum Beispiel:

Die grundsätzlich positive Wirkung der Arbeit kann dann ins Negative umschlagen und Erkrankungen auslösen, wenn arbeitsbedingter Stress nicht nur punktuell, sondern dauerhaft auf die Beschäftigten einwirkt und die Beanspruchungsfolgen nicht ausreichend kompensiert werden können.

Im Diskurs um psychische Belastungen im Arbeitskontext taucht die Digitalisierung als Risikofaktor bisher wenig auf. Das mag wohl daran liegen, dass dieses Thema allen anderen übergeordnet ist. Schauen wir uns noch mal die Liste der Risikofaktoren an, wird schnell klar:

Digitalisierung ist kein eigener Risikofaktor, sondern bedingt einen Großteil der Punkte.

Die Arbeitsorganisation hat sich durch die Digitalisierung verändert. Kollaborationstools erleichtern die Zusammenarbeit, aber sie führen auch dazu, dass Arbeitserfolge weniger gesehen werden. Home-Office und Remote-Arbeit bringen Freiheiten, können aber auch dazu führen, dass der Kontakt zu den Kolleg*innen und Vorgesetzten weniger wird. Zeitdruck entsteht, weil digitale Tools zu Unterbrechungen führen. Unzufriedenheit kommt auf, weil durch unnötige Meetings die eigentlichen Aufgaben nicht geschafft werden. Mehr Flexibilität & Verantwortung stehen Überlastung  und Überforderung gegenüber.

ENTDECKE MEHR…

Gelassen digital arbeiten

Ein Programm für Führungskäfte und Teams.

Die Folgen von psychischen Fehlbelastungen

Im öffentlichen Diskurs stehen psychische Fehlbelastungen oft im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen, vor allem mit Burnout und Depression. Doch es gibt auch zahlreiche Zusammenhänge von psychischen Fehlbelastungen und körperlichen Erkrankungen. Wer dauerhaft Überstunden absolviert, erhöht das eigene Risiko für Herzkreislauferkrankungen und Diabetes signifikant. Bekannt ist auch ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Stress und Rückenschmerzen. Mangelnde Erholung stellt einen Risikofaktor für die Unfallwahrscheinlichkeit dar.

Höchste Zeit für Veränderungen

Die Verhältnisse bei der Arbeit müssen so gestaltet werden, dass die Ressourcen der Beschäftigten gestärkt werden und Risiken für die Gesundheit durch psychische Belastungen vermieden werden. Selbstverständlich müssen auch die Beschäftigen selbst ihren Beitrag dazu leisten und ihr Verhalten entsprechend gestalten. Aber alle Maßnahmen, die an der Verhaltensänderung des einzelnen ansetzen, können jedoch nur dann nachhaltigen Erfolg haben, wenn arbeitsbedingte Belastungen, also die Verhältnisse bei der Arbeit, ebenfalls verändert werden. Dazu gehören eine gute  Arbeitsorganisation, klare Kommunikation, ausgeglichene Work-Life-Balance, faire Arbeitsbedingungen, angenehmes Arbeitsumfeld, Beteiligung der Mitarbeitenden, gesundheitsförderliche Führung und eben eine gesundheitsförderliche Digitalisierung.

Eine gesunde & produktive Digitalisierung

Vielen Beschäftigten ist nicht bewusst, dass sie von digitalen Medien gestresst sind. Unterbrechungen & Co gehören für viele so selbstverständlich zum Arbeitstag, dass sie nicht in Frage gestellt werden. Daher steht an erster Stelle die Analyse und die Reflektion der momentanen Situation. Außerdem braucht es das Wissen über digitale Stressoren, um sie überhaupt im eigenen Arbeitsalltag zu identifizieren. Anschließend werden passende Strategien etabliert. Diese sind je nach Person und Team selbstverständlich unterschiedlich. Dazu gehört zum Beispiel Unterbrechungen und Informationsflut zu reduzieren, eine Meeting-Kultur einzuführen und Kommunikationsregeln festzulegen, die E-Mail Flut in den Griff zu bekommen und auch privat eine selbstbestimmte Smartphonenutzung zu etablieren.

So kann die Digitalisierung postiv genutzt werden und sich nicht zu einem weiteren Risikofaktor entwickeln.

extra Impuls
einmal im Monat

Du hast Lust auf Denkanstöße und möchtest über neue Blogartikel informiert werden?
Wir schicken dir zweimal im Monat unsere neusten Ideen, Artikel und Inspirationen per Mail.

*Pflichtfeld. Die Angabe deines Vornamens ist freiwillig und dient nur der persönlichen Ansprache in den E-Mails. Du kannst dich natürlich jederzeit über einen Link in den E-Mails wieder austragen. Weitere Informationen zur Verarbeitung deiner Daten findest du in unserer Datenschutzerklärung.

Consent Management Platform von Real Cookie Banner